Landschaft

Die Landschaft Eiderstedt

Der Begriff „Landschaft“ umfaßt eine Ordnung regionaler, im Mittelalter entwickelter bäuerlicher Selbstverwaltung. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts bestanden im Herzogtum Schleswig sechs derartige genossenschaftliche Landschaftsverbände. Die Landschaft „Eiderstedt“ konnte sich erst formen, nachdem das früher vom Meer zerrissene Landgebiet durch Deichschlüsse miteinander verbunden und auch die zum Festland bestehende Wattenlücke südlich von Husum (die heutige Südermarsch) geschlossen worden sind.

Die Bildung von deichumschlossenen Kögen währte annähernd 300 Jahre. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstand zuerst der ringförmige Johanniskoog im mittleren Norden, zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde die letzte Lücke im Bereich des südlich gelegenen „Dreilandenkoogs“ (zwischen Tating und Garding) geschlossen. Der Beginn der „Landschaft Eiderstedt“ läßt sich auf das Jahr 1613 datieren.

Die Jahreszahl 1613 trägt der Siegelring der Landschaft. Dieser zeigt im Wappen drei Segelschiffe, welche die früheren „Drei Lande“: Utholm, Everschop und Eiderstedt symbolisieren. Diese waren als „Harden“ (Gerichtsbezirke), eigentlich Schiffsharden, organisiert. Eine von diesen hat der nachfolgenden Landschaft den Namen weitergereicht.

Die Halbinsel Eiderstedt ist seit dem 16. Jahrhundert – bereits auch früher – vorwiegend von westfriesischen (niederländischen) Einwanderern besiedelt worden. Im 16. Jahrhundert kamen sie als Glaubensvertriebene aus den spanischen Niederlanden. Ihre Lebensweise hat die Kultur der Landschaft über Jahrhunderte geprägt (Haubarge, Landwirtschaft, Tracht).

Das „Eiderstedter Heimatmuseum“ informiert über die Entwicklung des Deichbaues, in seinen Sammlungen werden vielfältige Zeugnisse der Hauskultur ausgestellt. Ein Haubargmodell aus Wittendün steht in der Halle.

Auch aus der Geschichte dieser Landschaft werden Belege in Form der von den Gottorfer Herzögen erteilten „Privilegien“ gezeigt. Die Eiderstedter haben sich ihre verbrieften „Freiheiten“ viel Geld kosten lassen. Durch ihre ertragreiche Landwirtschaft waren sie dazu in der Lage.

Der Eiderstedter Boden ist durch seinen vom Meer angereicherten Schlick (Marschboden) sehr fruchtbar. In der Landwirtschaft lösten sich zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert Getreideanbau, Milchwirtschaft und Viehmast ab. Im 20. Jahrhundert waren es vorwiegend Milchproduktion und Getreideanbau (Weizen, Raps). Im 21. Jahrhundert ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche reduziert worden. Viele Bauernhöfe sind in den Fremdenverkehr einbezogen worden.

Die Landschaft Eiderstedt nahm die größte Fläche des 1867 eingerichteten preußischen Kreises Eiderstedt ein. Bei der Kreisreform 1970 wurde sie in den Großkreis „Nordfriesland“ aufgenommen, der sich längs der Nordseeküste zwischen der Eidermündung und der dänischen Grenze erstreckt.

Dr. Dieter Undeutsch
Oktober 2004

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